Auf Twitter gibt es zu viel Spam

Vielen mag es banal erscheinen, ich denke jedoch, es gehört zu den wichtigen Aufgaben, die Twitter wird erledigen müssen. Zumindest dann, wenn Twitter mehr Anwender anlocken und von seinem Nutzen überzeugen will. Facebook beispielsweise geht meines Wissens nach wesentlich rigoroser damit um. Es geht um Fake-Accounts und um Spam-Accounts, die automatisiert betrieben werden, und die möglicherweise Malware unter die Leute bringen.

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Auch wenn es in letzter Zeit ruhiger um gekaperte Twitter-Accounts geworden ist, die nächste Welle kommt bestimmt. Gerade für Twitter-Newbies ist es eine enttäuschende Erfahrung, wenn ihr Account gekapert wird oder sie mit Spam belästigt werden. Ich will daher heute an einem Spam-Retweet zeigen, mit welchen Methoden Spammer die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und arglose Twitteraner auf dubiose Webseiten locken.

Beispiel: Ein Spam-Retweet

Aufgrund eines Hinweises von @krasswesterink, der sich über RTs ärgerte, die den Urheber nicht nannten, ist mir ein Retweet ins Auge gefallen, der auf den ersten oberflächlichen Blick fast normal aussieht. Der Tweet beginnt mit einem verkürzten Link, was vielleicht nicht jedem aufstößt. Mir ist so etwas jedoch immer sofort verdächtig.

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Niemand ist in der Lage ohne weitere Prüfung zu erkennen, wohin ihn der gekürzte Link leiten wird. Hinter einem verkürzten Link kann sich letztlich alles verstecken. Im schlimmsten Fall könnte es ein Link sein, der eine Anweisung an die besuchte Website enthält, einen Trojaner herunterzuladen. Daher empfehle ich grundsätzlich, bei solchen Links die Finger von der Maustaste zu lassen und den Link zu ignorieren. Wer unbedingt wissen möchte, wohin ein solcher Link führt, kann bei http://longurl.org sich anzeigen lassen, was sich dahinter verbergen könnte. Wie zuverlässig der Dienst ist, sei dahingestellt.

Woher weiß ich aber, dass der Retweet einen Betrugsversuch darstellen könnte?

Dazu zerlege ich den Tweet mal und analysiere, was ich finde. Das RT steht nach dem Link. Allein das ist schon komisch, weil entsprechende Tools das RT immer an den Anfang stellen. Normalerweise kommt nach dem RT das Twitter Handle, etwa @HeinerTenz. Das @-Zeichen wurde jedoch gelöscht. Der Text danach ist identisch mit dem im eingebetteten Tweet, dem eigentlichen Retweet. All das deutet auf einen Betrugsversuch hin. Zumindest erscheint es mir so, weil mit den Unstimmigkeiten Neugier geweckt werden soll. Mein Tweet wurde übrigens über einen Retweet meines Tweets retweetet, um auch die Aufmerksamkeit des Retweeters zu bekommen.

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Jetzt wäre noch die Frage zu klären, wer denn der „freundliche“ Retweeter ist. Ich habe mal das Profilbild gegoogelt. Es scheint Taylor Swift abzubilden. Den Namen habe ich schon mal gehört, kenne sie jedoch nicht.

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Also scheint der Account ein Fake zu sein, oder ein Account, der extra zum Spammen angelegt wurde. Ob es jedoch ein käuflicher Follower ist, könnte ich nur vermuten. Auf jeden Fall ist es aufgrund der Anzahl der Tweets ein Spam-Account. Spammer gibt es, weil sich damit gutes Geld verdienen lässt. Es finden sich bei Spam-Aktionen immer genügend Leute, die darauf hereinfallen. Das sollte sich jeder vor Augen halten. Spammer sind oft mit allen Wassern gewaschen.

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Man muss sich das mal vorstellen. Beinahe 187.000 Tweets in 4 Monaten, das sind etwa 1.500 Tweets pro Tag! Wenn das kein Spammer ist. Da er schon ungehindert 4 Monate aktiv ist, scheint sein Tun sich innerhalb der Twitter-Regeln zu bewegen. Bei Twitter lässt man solche Automaten also gewähren. Ich denke, solche Spammer schaden Twitter. Daher habe ich schon einige von dieser Sorte gemeldet, jedoch nie eine Rückmeldung erhalten und viele davon sind immer noch in der Liste der Twitterer, die durch meine Meldung geblockt wurden.

Erstaunlich finde ich, dass es über 700 Twitterer gibt, die diesem Spam-Bot folgen. Vielleicht werde ich es später einmal überprüfen, wie sich diese Follower zusammensetzen.

Reale Twitterer werden oft ohne Mitteilung suspendiert

Was Twitter gegen Spam- und Fake-Bots unternimmt, ist in meinen Augen gelinde gesagt unzureichend. Diese Spammer werden zusammen mit den für Follower-Verkäufe angelegten Fakes einen guten Teil der 30 Prozent aktiven Twitter-Nutzer ausmachen. Daher halte ich Twitters Verhalten zumindest für bedenklich. Wie viele Newbies haben wohl das Handtuch geworfen und sind jetzt inaktiv, weil ihnen auf Twitter zu viel gespammt wurde? Dazu kommt, dass Twitter geringfügiges Fehlverhalten realer Nutzer oft genug mit Suspendierung bestraft, ohne dabei den Betroffenen mitzuteilen, was genau sie falsch gemacht haben. Ich kenne einige solche Fälle.

Es ist schon bedauerlich, dass Twitter seine menschlichen Anwender so oft vergrätzt und gegen die Bots viel zu wenig unternimmt. Inzwischen erscheint auch manch käuflicher Follower auf Twitter durch Automatisierungen als aktiv. Hat schon jemand gezählt, wie viele der 30% aktiven Twitterer automatisierte Bots sind? Twitter schweigt sich bisher aus und auch die Algorithmen der Analyse-Programm von Drittanbietern scheinen diese Sachlage kaum im Visier zu haben. Die Fake-Erkennungs-Tools sind meiner Ansicht nach derart unausgereift, dass sie gerade mal geringen Unterhaltungswert besitzen.

Twitter hat im letzten Quartal 2016 zum ersten Mal schwarze Zahlen geschrieben. Sieben Millionen Dollar waren es wohl. Wie aber wird sich der Profit entwickeln, wenn sich herausstellen sollte, das hauptsächlich Bots auf die Werbung ansprechen und automatisch reagieren? Algorithmen, die Interaktionen messen, können Bots von echten Menschen offenbar nicht unterscheiden.

Der Spam-Bot hat einen guten Klout-Wert

Der hier beschriebene Bot bringt es auf immerhin auf einen Klout-Wert von 53. Es gibt haufenweise Social Media Spezialisten, die auf weniger kommen. Klout misst die Interaktionen in den Social Media und leitet daraus ab, wie renommiert ein User ist. Anwender, die nur auf Twitter aktiv sind, kommen kaum auf über 60 Klout-Punkte. Schon enorm, was solche Bots sich an „Renommee“ erarbeiten können.

Twitter mag die Spam-Bots und die Fake-Follower-Bots als ein vernachlässigbares Problem ansehen. Ich kann mir jedoch nur schwer vorstellen, dass Twitter massentauglich werden kann, solange diese Bots ihr Unwesen auf Twitter treiben dürfen. Momentan halten Werbeitreibende ihr Geld auf Twitter offensichtlich für eine gute Investition. Wie lange das so bleibt ist ungewiss. Sollten Firmen irgendwann einmal bemerken, dass die Follower, die sie eingekauft haben, oder die Ihnen per Anzeige zugeflogen sind, überwiegend inaktiv sind, wird Twitter sich womöglich wundern. Wundern deshalb, weil es dann vielleicht offensichtlich wird, dass Anwender auch Bedürfnisse haben und wertschätzend behandelt werden wollen. Das Dulden von Spammern und Follower-Verkäufen spricht wenig dafür.

Zum Schluss noch die Auflösung, wohin der Link in dem Spam-Retweet führt:

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Der Link war dieses Mal harmlos. Aber wie oft ist das der Fall? Wie viele harmlose Links werden zwischen die gefährlichen gemischt? Auf solche Links zu klicken, halte ich für eine Art russisches Roulette. Klicken und dann sehen, ob ich mir einen Trojaner eingefangen habe. Nee, ist nicht mein Fall.